Gemeinderat beschließt Maßnahmen-Paket
Gesundheitsversorgung sichern
FILDERSTADT. Ärzt*innen nehmen in der wohnortnahen Gesundheitsversorgung Filderstadts eine zentrale Rolle ein. Damit diese medizinische Betreuung auch in Zukunft gesichert werden kann, hat der Gemeinderat jetzt ein ganzes Maßnahmen-Paket geschnürt.
Wie lässt sich die ärztliche Versorgung in Filderstadt sichern? Was passiert, wenn kein*e Nachfolger*in für die Praxis gefunden wird? Wenn junge Mediziner*innen nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen? Egal ob in Filderstadt, in anderen Kommunen oder im ganzen Land: Überall fehlt es an Gesundheitspersonal. Der demografische Wandel wird spürbar. Denn nicht nur die Ärzteschaft altert, sondern auch die Gesellschaft im Ganzen. Dies bedeutet, dass diese Generation häufiger auf medizinische Versorgung angewiesen ist. Im Umkehrschluss bedeutet dies wieder Mehrarbeit in den Praxen.
Die Nachfolger*innensuche ist für viele Praxen eine Herausforderung. Der Trend der jüngeren Generation tendiert dazu, dass viele Ärzt*innen lieber als Angestellte arbeiten wollen, als eine Praxis mit finanziellem Risiko zu übernehmen. Zudem schreckt es viele ab, rund um die Uhr für die Patient*innen da zu sein. Mittlerweile schließen sich viele zu Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren zusammen. Praxissitze können verloren gehen oder sogar verkauft werden.
Situation in Filderstadt
Aktuell gibt es in Filderstadt 19 Haus- und 25 Facharztpraxen. Dort arbeiten rund 80 Ärzt*innen. Mit Blick auf das Verhältnis zur Anzahl der Einwohner*innen verdeutlicht dies das Ungleichgewicht der Praxen zur Bevölkerung. Momentan kommen in Bernhausen 3.511 Patient*innen auf ein*e Hausärzt*in, in Bonlanden sind es 736 Patient*innen, in Harthausen und Plattenhardt 1.100 Patient*innen und in Sielmingen 2.694 Patient*innen. Nicht selten wenden sich die Bürger*innen an die Stadtverwaltung, um auf die schwierige Situation bei Neuaufnahmen aufmerksam zu machen.
Vernetzung, Austausch, Unterstützung
Die Sicherung der medizinischen Grundversorgung in Filderstadt stellt die Verwaltung vor eine Mammutaufgabe. „Die Gesundheitsvorsorge vor Ort ist ein hohes Gut, welches aufrechterhalten werden muss. Das Ziel muss sein, ein flächendeckendes Ärzt*innen-Angebot aufrechtzuerhalten“, betont Oberbürgermeister Christoph Traub in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Hierzu seien zusätzliche Ressourcen, personelle Unterstützung sowie intelligente Lösungen erforderlich. Um das gesundheitliche Versorgungsnetzwerk in Filderstadt zu stärken, wird es künftig verschiedene Maßnahmen und Kooperationsveranstaltungen geben:
- Oberbürgermeister Christoph Traub möchte gemeinsam mit dem Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit das Gesprächsformat „Runder Tisch Ärzteschaft“ ins Leben rufen. Dort soll es gemeinsam mit den Leistungsträger*innen um die Interessensbelange aller Beteiligten sowie um spezielle Entwicklungen vor Ort gehen.
- Zwei Mal im Jahr wird es zusätzlich eine kommunale Gesundheitskonferenz geben. Eingeladen sind Vertreter*innen der örtlichen Institutionen und Einrichtungen aus der Gesundheitsförderung und Prävention, der gesundheitlichen Versorgung, der Selbsthilfe, des Patient*innen-Schutzes und aus dem Sozialbereich. Zudem wird die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Esslingen kontinuierlich ausgebaut.
- Bei der Bereitstellung von Praxen, insbesondere bei neuen Bebauungen, möchte die Stadt künftig unterstützen. Durch den Wandel von Einzelpraxen zu Kooperationsgemeinschaften werden umfangreiche und moderne Räume benötigt, die den rechtlichen und medizinischen Anforderungen einer Arztpraxis entsprechen (zum Beispiel: Barrierefreiheit, Digitalisierung). Bevorzugt werden in diesem Zuge die Stadtteile, in denen aktuell wenige Ärzt*innen praktizieren.
- Das Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit von Dr. Susanne Omran wird eine zentrale Anlaufstelle für die Anliegen der Ärzteschaft aufbauen.
- Bei der Nachfolger*innensuche sowie bei Praxisübernahmen können Betroffene künftig auf die Unterstützung der Verwaltung setzen.
- Zur Förderung der Fach- und Hausarztpraxen wird eine Summe von 150.000 Euro zur Verfügung gestellt. (ih)