Mütter und Kinder zu Gast in Filderstadt

„Abstand“ vom Krieg in der Ukraine

Gruppe mit der Fahne von Poltawa
Hießen die Delegation aus Poltawa herzlich in Filderstadt willkommen: Oberbürgermeister Christoph Traub (rechts im weißen T-Shirt) und Tamara Postnikova vom Bereich Städtepartnerschaften (links im dunkelblauen T-Shirt).
OB bekommt von Mädchen ein Bild
Als Ausdruck ihrer Wertschätzung überreichte Marijka (weiß-blaue Bluse) gemeinsam mit ihrer Mutter (weiße Bluse) Oberbürgermeister Christoph Traub (links), Gulistan Nas, Referentin für Internationales und Koordination (rotes Oberteil), sowie Tamara Postnikova (schwarzes T-Shirt) vom Bereich Städtepartnerschaften selbstgemalte Bilder der Kinder aus Poltawa.

FILDERSTADT. Nach einem weiteren schweren Raketenangriff Anfang des Jahres auf die Partnerstadt Poltawa (Ukraine) haben Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern gemeinsam überlegt, wie konkrete Hilfe aussehen kann. Die Antwort: Mütter und Kinder, die ihren Ehemann beziehungsweise Vater verloren haben, sollen für einige Tage Abstand vom Alltag und von der Bedrohung durch den Krieg in der Ukraine bekommen. Der Bereich Städtepartnerschaften aus dem Büro des Oberbürgermeisters hat daraufhin ein Modell entwickelt, wie dieser „Abstand“ aussehen könnte. Unterstützung erhielt die Stadt vom evangelischen Kirchenbezirk Bernhausen sowie vom Waldheim Bernhäuser Forst. Während der Sommerferien hat jetzt eine ukrainische Delegation zehn Tage in der Großen Kreisstadt verbracht.

Luftalarm, Angst, Unsicherheit: Für viele Ukrainer*innen ist dies seit dreieinhalb Jahren Alltag. Aber hier in Filderstadt, rund 2.300 Kilometer entfernt von Poltawa, gibt es diese unmittelbare Bedrohung nicht. Die Gruppe – bestehend aus 18 Müttern, 22 Kindern (zwischen sieben und 14 Jahren), zwei Lehrerinnen und zwei Busfahrern – war zwei Tage unterwegs, um nach Filderstadt zu kommen. Untergebracht wurden die Gäste im Bernhäuser Forst.

Für den „Abstand“ hat Tamara Postnikova vom Bereich Städtepartnerschaften in Filderstadt ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Neben Ausflügen zum Freizeitpark „Tripsdrill“, zur Wilhelma, zum Mercedes-Benz-Museum, zum Schloss Lichtenstein, zur Nebenhöhle oder zur Schokowerkstatt Ritter Sport in Waldenbuch standen auch ein Grillabend mit ukrainischen Liedern, Bastelangebote sowie ein Besuch des Fildorado auf dem Plan. Zudem durften die Mädchen und Jungs an der „Waldolympiade“ des Bernhäuser Forsts teilnehmen. „Die Mütter und Kinder sollen in eine andere Welt eintauchen. Weit weg von ihrem Alltag. Unser Ziel ist es, den Familien eine friedliche und unbeschwerte Zeit zu ermöglichen“, erklärt Postnikova. Sie dankt Julia Häberle, Waldheimleiterin, Matthias Gebhardt, Bezirksjugendreferent beim Evangelischen Bezirksjugendwerk Bernhausen, Melanie Grötzinger, Geschäftsführerin des Tagungszentrums Bernhäuser Forst, Sylvio Zondler und Rolf Weinmann vom Team der Alten Mühle sowie Dr. Irmgart Rausch (Referentin) für ihre tatkräftige Unterstützung. Zudem freut sich Postnikova über die vielen Sachspenden von Bürger*innen für die Familien aus der Ukraine.

Bilder, Freundschaftsbänder und Süßigkeiten als Zeichen der Dankbarkeit

Auch Oberbürgermeister Christoph Traub ließ es sich nicht nehmen, die Delegation aus der Ukraine zu begrüßen. Gemeinsam mit Gulistan Nas, seiner Referentin für Internationales und Koordination, besuchte er die Mütter und Kinder im Bernhäuser Forst. Die Begegnung stand ganz im Zeichen der Dankbarkeit, des Respekts und der Hoffnung auf Frieden.

Als Ausdruck ihrer Wertschätzung überreichten die ukrainischen Gäste selbst gemalte Bilder, liebevoll geknüpfte Freundschaftsbänder sowie landestypische Süßigkeiten. Ein besonders emotionaler Höhepunkt war das Lied, das die ukrainischen Delegationsmitglieder gemeinsam vortrugen. Es handelte von den Soldaten, die ihr Leben für den Frieden geben – eine musikalische Hommage an die verlorenen Väter und Ehemänner, deren Opfer nicht vergessen werden sollen. Das Stadtoberhaupt zeigte sich tief bewegt von der Darbietung und betonte die Bedeutung solcher Begegnungen für das gegenseitige Verständnis und die Solidarität in schwierigen Zeiten. Zudem dankt Traub den Partnerkommunen Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern für die finanzielle Unterstützung bei diesem humanitären Angebot. (ih)

Weitere Infos und Stimmen

Eine ukrainische Mama: „Sie haben etwas Außergewöhnliches für uns getan. Wir haben den Krieg und unsere Sorgen für zehn Tage vergessen können. Sie haben uns außergewöhnliche Emotionen geschenkt. Herzlichen Dank an alle deutschen Freunde. Wir werden sie nie vergessen!“

Team des Waldheims: „Der Abschied war tränenreich. Sowohl von der ukrainischen Seite als auch von den Mitarbeitenden des Waldheims. Wir sind uns ans Herz gewachsen.“

Tamara Postnikova: „Das Zusammenspiel zwischen den ukrainischen und deutschen Kindern hat im Waldheim super funktioniert. Das freut mich sehr. Inzwischen sind die ukrainischen Familien wieder gut in ihrer Heimat angekommen.“ (ih)