Filderstädter Bildungsprojekt erhält Inklusions-Award

Ausgezeichnet: Begegnung schafft gegenseitige Wertschätzung

Abgebildet ist die Auszeichnung.

FILDERSTADT. Das pure Leben ist für Jung wie Älter (oftmals) der beste Lehrmeister. Das preisgekrönte Filderstädter Projekt „Inklusion – (M)ein Blick in die Werkstätten“ liefert hierfür einen eindrucksvollen Beweis. Es bringt Kinder der Grundschule Bonlanden sowie Menschen mit Behinderung aus den Werkstätten der Karl-Schubert-Gemeinschaft zusammen – völlig unkompliziert, vorurteilsfrei, auf Augenhöhe. Dabei wird Vielfalt erlebt, soziale Kompetenz gefördert sowie gegenseitiger Respekt und ehrliche Wertschätzung erfahren. Die Erkenntnis: „Es ist normal, anders zu sein.“ Oberbürgermeister Christoph Traub ließ es sich vergangenen Freitag nicht nehmen, persönlich an der Preisverleihung in Stuttgart teilzunehmen.

Und das Stadtoberhaupt brachte das Filderstädter Vorzeige-Konzept auf den Punkt: „Ein kleines Projekt mit großer Auswirkung“. „(M)ein Blick in die Werkstätten“ habe niederschwellig Grundschulkinder sowie Menschen mit Assistenzbedarf zusammengeführt. Christoph Traub weiter: „Ohne viele Worte entdecken alle Teilnehmenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Begabungen voneinander, sind sich nicht mehr fremd. So werden Barrieren abgebaut oder lassen diese bestenfalls in den Köpfen erst gar nicht entstehen.“

Ein zweifellos schöner Moment im Terminkalender eines Oberbürgermeisters: die Verleihung des „Inklusion Plus Awards 2025“ durch den „Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter Menschen Baden-Württemberg e.V.“ in Stuttgart in der vergangenen Woche. Aus 50 eingereichten Wettbewerbs-Ideen wurden schließlich fünf ausgewählt und ausgezeichnet. „Und ein Projekt aus Filderstadt ist mittendrin, klasse!“, kommentierte das stolze Stadtoberhaupt die Ehrung von „(M)ein Blick…“.

Preis für „innovative Ansätze“ und „Best-Practice-Beispiele“

Die Fachjury hatte sich für das Filderstädter Projekt entschieden. Im Glückwunschschreiben heißt es: „Ihre innovativen Ansätze in den Bereichen Inklusion und Barrierefreiheit haben beeindruckt und dienen als Best-Practice-Beispiele. Daher sind wir stolz, Ihnen den Preis für Ihr Engagement und Ihre Kreativität verleihen zu dürfen.“

Die Idee für das inklusive Bildungsprojekt mit einem klassischen „Win-Win-Effekt“ hat sich aus dem „Gesundheitsquartier Bonlanden“ entwickelt. Und der Ansatz ist ebenso einfach wie erfolgreich: Menschen zusammenzubringen, um sich kennenzulernen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig wertzuschätzen. Christoph Traub: „Was wir als Stadt im Zuge unseres Aktionsplans Inklusion initiiert und angeregt haben, das haben die Grundschule Bonlanden und die Werkstätten der Karl-Schubert-Gemeinschaft in einer Kooperation aufgegriffen und so preiswürdig umgesetzt.“ Zur Preisverleihung wurde das Stadtoberhaupt von Elisabeth Hayer aus der Koordinierungsstelle der Belange von Menschen mit Behinderung vom Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit sowie von Bonlandens Grundschulrektorin Claudia Bubeck und zahlreichen Vertretenden der Karl-Schubert-Gemeinschaft begleitet.

Susanne Omran: „gelebte Inklusion, die wirkt“

Zum praxisnahen Pilotprojekt selbst: Nach einer so genannten „Bewegten Pause“ (quasi einer kleinen „Sporteinheit“) besuchen die Kinder in Kleingruppen die Werkstätten. Dort dürfen sie in den unterschiedlichen Bereichen (Choroi/Bau von innovativen Musikinstrumenten, Hauswirtschaft, Metall-, Papierwerkstatt, Schreinerei, Weberei) mithelfen. Die Grundschulkinder lernen den Arbeitsalltag der Beschäftigten mit Behinderung kennen. Abgerundet werden die Nachmittage durch ein gemeinsames Mittagessen. Die Teilnehmenden lernen sich dabei kennen, tauschen sich aus und entwickeln Respekt sowie Wertschätzung für unterschiedliche Fähigkeiten und Begabungen. Kurzum: „(M)ein Blick…“ lebt Inklusion.

Dr. Susanne Omran, die Leiterin des Referats für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit, ergänzt: „Durch die Begegnung und die gemeinsame Beschäftigung im Tandem entsteht ein persönlicher Austausch, der ein realistisches und wertschätzendes Bild vermittelt und damit frühzeitig Inklusion fördert.“  Ihre Reaktion auf den „Inklusion Plus Award 2025: „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Sie ist ein großartiges Zeichen der Anerkennung für unsere engagierte, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schule, Werkstatt und Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit. Gemeinsam ist es uns gelungen, Inklusion im Sinne des Aktionsplans der Stadt Filderstadt nachhaltig im Schulalltag zu verankern. Dieser Preis würdigt nicht nur das bisher Erreichte, sondern macht auch Mut und zeigt, was möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen – gelebte Inklusion, die wirkt.“

Viel mehr als „nur“ Begegnung

Das preisgekrönte Projekt ist Vieles: vor allem eine Begegnung, die weit mehr ist als „nur“ eine Begegnung. Das Kennenlernen, der Austausch, die gemeinsam verbrachte Zeit, das „Tun“ Hand in Hand – dies alles ist für alle Teilnehmenden ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe – schlichtweg gelebte Inklusion. „(M)ein Blick…“ , lehrt „Dinge“ fürs ganze Leben, die so im Klassenzimmer wohl nicht möglich wären… (sk)